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Phytotherapie für die vergrößerte Prostata

Phytotherapie für die vergrößerte Prostata

Jeder 2. Mann über 50 hat eine gutartig vergrößerte Prostata. Die Prostata umgibt die Harnröhre. Ist sie vergrößert, drückt sie die Harnröhre zu und es kommt zu Problemen beim Wasserlassen. Hier werden dann gerne Phytotherapeutika eingesetzt.

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Die gutartige Prostatavergrößerung (BPH, benigne Prostatahyperplasie) kann bei geringen oder mittleren Problemen gut mit pflanzlichen Produkten behandelt werden. Deren Wirkung besteht darin, den Muskel, der die Harnröhre verschließt, zu entspannen und den Druck auf die Harnröhre zu vermindern, oder sogar darin, die Größe der Prostata langfristig zu schrumpfen.

Es gibt eine ganze Reihe von Phytotherapeutika, die in langer Tradition eingesetzt werden. Sie gehören meist zur sog. Erfahrungsmedizin. Da diese Mittelkeinen Patentschutz haben, gibt es oft keine klinischen Studien zu deren Wirksamkeit. Trotzdem haben wir hier zu den einzelnen Produkten einiges an wissenschaftlicher Literatur zusammengestellt, was deren Wirkung untermauert.

Phytotherapeutika der Erfahrungsmedizin

Afrikanischer Pflaumenbaum (Prunus africana, auch Pygeum africanum): Er enthält u.a. Phytosterole und Triterpene wie Atranorin, Atraric acid, β-Sitosterol, weshalb er zur Behandlung einer gutartig vergrößerten Prostata verwendet wird. Auch gegen Prostatakrebs sollen die Extrakte wirken. Es wurde eine Verbesserung beim Harnverhalt beschrieben (Thompson et al, 2018, Komakech et al., 20217).

Brennnessel (Urtica dioica): Bestimmte Fraktionen des Wurzelextrakts aus Brennessel hemmen das Wachstum der menschlichen Prostatazellen. In klinischen Studien hat der Extrakt aus Brennesselwurzel seine Fähigkeit gezeigt, die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (durch Hemmung des zu seiner Umwandlung notwendigen Enzyms) zu stoppen, genauso gut wie sich direkt an das SHBG zu binden und so zu verhindern, sich an andere Hormone zu heften. Außerdem enthält die Brennnessel den Stoff β-Sitosterol (Pagano et al., 2014).

Chinesische Engelwurz (Angelica sinensis, auch Dong Quai): Extrakte dieser Pflanze werden traditionell in der Frauenheilkunde verwendet, insbesondere zur Milderung von Hitzewallungen in der Menopause. Männliche Patienten mit einer ADT (Androgendeprivationstherapie) bei Prostatakrebs zeigen auch in etwa 11% der Fälle ähnliche Symptome. Auch wird vereinzelt zur Einnahme von Dong Quai-Präparaten geraten. Eine kleine Studie zeigt jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen Kontroll-und Placebogruppe. Die Anzahl der Teilnehmer war jedoch sehr gering (Al-Barreq et al. 2010).

Glänzender Lackporling (Ganoderma lucidum, auch Reishi): Er soll das Wachstum von Prostatakrebszellen reduzieren und die Zellen in die Apoptose treiben (Jiang et al., 2004).

Echte Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi): Die Bärentraube ist eine seit langem verwendete Heilpflanze in Blasen- und Nierentees. Entzündungen der Blase und der ableitenden Harnorgane sind Erkrankungen, die gleichermaßen Frauen und Männer betreffen können. Bei den Männern führen eher Kälte oder Beschwerden, die durch die gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH) verursacht werden, zu einer Entzündung der ableitenden Harnorgane. Die Zubereitungen aus den Bärentraubenblättern gelten als „Harndesinfiziens" und werden bei leichten entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und der Blase verwendet (Yarnell, 2002).Cicero et al, 2019

Granatapfel (Punica granatum): Granatapfelpolyphenole zeigten in In-vitro- und in In-vivo- Studien eine Hemmung der Kanzerogenese (Initiation, Promotion, Progression), des Wachstums und der Invasion durch antiangiogenetische Effekte. Granatapfelextrakte haben ferner das Potenzial, den Anstieg des Prostata spezifischen Antigens (PSA) zu verlangsamen (Sharma et al., 2017, Jacob und Klippel, 2008, Wang und Martins-Green, 2014).

Gräserpollen: Klinische Studien ergaben, dass Pollenextrakte im Vergleich mit entzündungshemmenden Medikamenten, Placebo, Sägepalmextrakt oder aber keiner Behandlung eine signifikante Reduktion Prostatitis-spezifischer Symptome, sowie eine Verbesserung des Schmerz- und Entzündungsgeschehens und der Lebensqualität bewirken (Cicero et al, 2019, Cai et al, 2017).

Kleinblättriges Weideröschen (Epilobium parviflorum): Erst in den 70er-Jahren verhalf ihm die Heilkundige Maria Treben zu Popularität, indem sie in ihren Veröffentlichungen seine positive Wirkung auf die Prostata betonte. Die Wurzeln und Blätter des Weidenröschens beeinflussen die Muskelspannung und wirken zusammenziehend. Haupteinsatzgebiet des kleinblütigen Weidenröschen sind deshalb heute Miktionsbeschwerden (Entleerungsstörungen der Harnblase) aufgrund einer gutartigen Prostatavergrößerung. Verwendung findet es vor allem als Tee (Granica et al., 2014, Vitalone und Allkanjari, 2018).

Kürbis (Cucurbita pepo): In der Phytotherapie werden Kürbiskerne für die Anwendungsgebiete Reizblase und benigner Prostatahyperplasie (BPH) der Stadien I und II empfohlen. Zusätzliche mögliche Anwendungen ergeben sich bei einer Überlaufinkontinenz – tropfenweiser Harnabgang – im Falle einer Prostatahyperplasie (Damiano et al., 2016, Batool et al., 2022).

Roter Maca (Lepidium meyenii, Maca Roja): Rotes Maca die einzige Sorte, für die in mehreren Studien eine deutliche größen reduzierende Wirkung auf die Prostata nachgewiesen werden konnte. Seine Wirkung ist laut Studie damit dem Standardmedikament Finasterid vergleichbar, das allerdings mit Nebenwirkungen wie eingeschränkter Fruchtbarkeit behaftet ist (Gonzales et al., 2005).

Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus): Niedrige Dosierungen erhöhen beim Mann den Prolaktinspiegel, senken Testosteron und führen zu reduzierter Libido (daher der Name). Bei höheren Dosierungen wird der Prolaktinspiegel jedoch gesenkt, und der Testosteronspiegel steigt. Dies soll die Libido erhöhen. Da ihm ein positiver Effekt auch bei Prostata–Erkrankungen und Hodenentzündungen zugeschrieben wird, ist Mönchspfeffer auch für den Mann ein wertvolles Heilmittel. Ferner können Extrakte das Wachstum von Prostatakrebszellen hemmen (Weisskopf et al, 2005, Meng et al., 2012) .

Sägepalme (Serenoa repens): Die Sägepalme ist ein hochwirksames pflanzliches Therapeutikum bei gutartiger Prostatavergrösserung. In etlichen Studien konnte eindrucksvoll belegt werden, wie Sägepalmextrakt die Gesundheit der Prostata verbesserte und sämtliche Symptome einer benignen Prostatahyperplasie lindern konnte. Im Vergleich zu schulmedizinischen Arzneimitteln hilft der Sägepalmextrakt ohne Nebenwirkungen, stärkt sogar die Potenz und stellt daher eine wunderbare Alternative für Männer mit Prostatabeschwerden dar (Kwon, 2019, Ye et al., 2019).

Shiitake (Lentinula edodes): Die antitumorale Wirkung des Pilzes wurde mehrmals bestätigt. Lentinan soll das Tumorwachstum verlangsamen, bei Chemotherapien helfen und das Immunsystem stärken. Dafür sind jedoch erst weitere Studien erforderlich, die die erforderlichen Dosierungen bei verschiedenen Krebsformen aufzeigen (White et al, 2002).

Tomate (Solanum lycopersicum): Lycopin gehört zur Gruppe der Carotinoiden. Das sind Pflanzenstoffe, die zu den Antioxidantien zählen. Sie sind Radikalfänger, die bestimmte reaktionsfreudige Moleküle im menschlichen Körper unschädlich machen. Verglichen mit anderen Carotinoiden, scheint Lycopin besonders effizient zu arbeiten.

Je höher die Aufnahme von Lycopin durch Tomaten, desto deutlicher ist der präventive Effekt gegen Prostatakrebs (Gann et al., 1999, Mirahmadi et al, 2020, Chen et al., 2015).

Traubensilberkerze (Actaea racemosa L., auch Cimicifuga racemosa): Extrakte der Cimicifuga sollen die Hitzewallungen von Männern bei einer Antihormontherapie wegen Prostatakrebs mildern. Ferner sind sie antiproliferativ (Jarry et al., 2005, Seidlova-Wutkke et al., 2006).

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