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Methylenblau

Methylenblau - gut oder böse?

Methylenblau ist eigentlich ein alter Wein in neuen Schläuchen. Seit Jahren wird es immer wieder als ein Geheimtipp zur "Selbstoptimierung" gehandelt. Aber ist es wirklich ein so ungefährlicher Stoff, dass sich Laien damit selbst behandeln können?

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Methylenblau wurde zum ersten Mal 1876 von dem deutschen Chemiker Heinrich Caro aus Teer hergestellt. In die Medizin wurde die Substanz durch Paul Ehrlich eingeführt. Er verwendete den Farbstoff, um Zellen für die Mikroskopie zu färben. Dabei fand er heraus, dass sich Methylenblau in Parasiten und von Parasiten befallenen Zellen anhäuft. Daraus wurde eine Behandlungsmethode für Malaria entwickelt. Das war der Beginn der modernen Pharmakologie.

Seine Wirkung entfaltet Methylenblau durch seine Fähigkeit, als Redox-Mittel zu agieren. Nimmt Methylenblau 2 Elektronen auf, wird es zum farblosen Methylenweiß. Gibt Methylenweiß zwei Elektronen ab, wird es wieder zu Methylenblau. Methylenblau absorbiert Licht der Frequenz von 550 bis 700 nm. Dabei entstehen Methylenblau-Radikale. Diese können Pathogene zerstören.

Seine Redox-Fähigkeit kann die Atmungskette der Mitochondrien regulieren. Z.B. kann Methylenblau Elektronen von NADH auf Cytochrom C übertragen (Wen et al., 2011). Aber auch der FADH2 Stoffwechselweg kann beeinflusst werden (Tretter et al, 2014). Die Atmungskette wird durch Proteine von etwa 60 Genen gesteuert. Ein so unspezifisches Mittel wie Methylenblau wird diese Prozesse nicht unbedingt nur positiv beeinflussen. Methylenblau kann in Mitochondrien H2O2 produzieren. Diese Substanz kann zwar Mikroben zerstören und die Produktion neuer Mitochondrien fördern. Trotzdem ist es ein Giftstoff und kann auch den Zelltod verursachen.

Ob Methylenblau dem Körper gut tut oder schadet, scheint stark vom Zustand des Körpers abhängig zu sein. Es sieht so aus, als ob der Körper, wenn er wenig ATP hat, durch Methylenblau zur ATP Synthese angeregt werden kann. Hat er jedoch genügend ATP, kann Methylenblau die Synthese drosseln (Boullaus et al., 2022). Ohne eine rigorose Analytik des Körperzustands kann man mit Methylenblau durchaus den gegenteiligen Effekt bewirken von dem, was man bezweckte.

Wir sind überzeugt, dass antioxidative Polyphenole, die in unserer Nahrung (Früchte, Gemüse, Kräuter und Gewürze) enthalten sind und an die sich unser Körper in der Evolution gewöhnt hat, eine sichere Alternative zu einer synthetischen Substanz wir Methylenblau sind.

Quelle 1, Quelle 2

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