Auf der Innoveutika 2018 in Saarbrücken durfte ich eine Vortrag zur Regeneration der Schilddrüse halten. Da ich die Information wichtig für viele Betroffene halte, die an einer Schädigung der Schilddrüse leiden, fasse ich die Kerninformationen hier einmal zusammen.
Zellen können sich teilen. Die Anleitung dazu findet sich im Erbgut der Zellen. Dieses wird von jeder Mutterzelle an die Tochterzellen mitgegeben. D.h. jede Körperzelle besitzt den kompletten Bauplan, um eine neue Zelle herzustellen. Im Lauf der Entwicklung eines Körpers spezialisieren sich die Zellen und scheinen diese Fähigkeit zur Zellteilung zu verlieren. Dies liegt daran, dass ein Großteil der Erbinformation abgeschaltet wird und nur noch die Gene aktiv sind, die für eine spezielle Gewebefunktion notwendig sind. Doch die abgeschalteten Gene sind ja immer noch vorhanden. Dass sich Gewebe regenerieren kann, ist ja offensichtlich, wie man anhand von Knochen- und Hautverletzungen sehen kann, die meist auch ohne äußeres Zutun heilen können. Doch haben auch unsere inneren Organe diese Fähigkeit?
Viele Lebewesen, sogar recht weit entwickelte Tiere wie Salamander und Lurche, haben erstaunliche Regenerationsfähigkeiten, die wir Menschen anscheinend verloren haben: sie können ganze Gliedmassen, das Herz und sogar Teile des Gehirns nach einer Amputation nachwachsen lassen. Das Geheimnis liegt in Stammzellen im Restgewebe. Diese Zellen haben sich noch nicht so weit spezialisiert ("differenziert"), so dass sie sich nach einer Verletzung stark vermehren und dann das verlorene Gewebe wieder komplett ersetzen können.
Durch verschiedene Faktoren kann beim Mensch Gewebe verloren gehen - z.B. durch Unfälle, Operation oder Autoimmunerkrankungen. Es wäre natürlich schön, wenn sich das verloren gegangene Gewebe wieder selbst herstellen könnte. Dies scheint aber, wenn überhaupt, nur selten zu geschehen.
Bei einigen menschlichen Organen ist Regeneration bekannt. So kann sich die Leber nach Teilentfernung wieder relativ gut regenerieren. Dies scheint der Ursprung des Mythos von Prometheus zu sein. Wie sieht es mit der Schilddrüse aus? Nach einer Radiojod-Behandlung oder durch eine Hashimoto-Thyroiditis kommt es zu einem Gewebeverlust der Schilddrüse, womit dann ein Funktionsverlust einhergeht, der die Betroffenen dazu zwingt, lebenslang Hormonersatztherapie mit Schilddrüsenhormonen durchzuführen. Die optimale Dosisfindung ist meist ein schwieriger Prozess und es wäre wünschenswert, wenn man eine Regeneration der Schilddrüse aktiv fördern könnte. Ist das überhaupt möglich?
Tatsächlich besitzt ja nun einmal jede Schilddrüsenzelle den kompletten Bauplan. Aber kann man sie, oder auch nur spezielle Stammzellen im Restgewebe zur Regeneration stimulieren? Tatsächlich kann sich Schildrüsengewebe ja vermehren. Ein bekanntes beispiel ist der Kropf. Als Antwort auf einen Jodmangel in der Ernährung, setzen Jod-arme Schilddrüsenzellen Wachstumsfaktoren frei (z.B. IGF, EGF, TNFalpha und FGF), was zu einer Hyperproliferation (Wucherung) der Schilddrüsenfollikel führt, damit diese mehr Jod aus dem Blut einsammeln können. Jod stoppt diesen Prozess dann wieder.
Neben Wachstumsfaktoren können auch andere Stimuli zu einer vermehrten Zellteilung führen: Wärme, stärkere Durchblutung, ja sogar elektromagnetische Frequenzen können Proliferation induzieren. So wurden in der jüngsten Vergangenheit eine Reihe von Methoden ausprobiert, um Schildrüsengewebe wieder zu regenerieren. Z.B. können implantierte Stammzellen die Funktion der Schilddrüse wieder herzustellen (Antonica et al., 2017; Kurmann et al., 2015). Aber auch simple Methoden, die die Durchblutung verbessern, wie Massage und Wärme, unterstützen durch vermehrte Nährstoffzufuhr die Funktion und sogar Regeneration der Schilddrüse (Rieger, 2017).
Eine relativ ignorierte Methode, obwohl eigentlich sehr alt, ist der Einsatz von Schilddrüsenextrakten, die man aus Schweinen oder Rindern gewinnen kann. Solange Schilddrüsenhormone nicht synthetisch hergestellt werden konnten, wurde diese Extrakte als Hormonersatz eingesetzt. Während synthetische Hormone Monosubstanzen sind, findet man in den Extrakten auch andere Wachstumsfaktoren, wie die, die bei Jodmangel zu einer Hyperproliferation (dem Kropf) führen. Daher kann durch den Einsatz von Extrakten nicht nur das Hormon ersetzt werden, sondern auch Restgewebe wieder zur Proliferation angeregt werden (Goode et al., 1951).
Abschließend kann eine noch recht neue Methode, die Laserbehandlung mit infrarotem Licht erwähnt werden. Verschiedene Moleküle im Körper können mit spezifischen Frequenzen angeregt werden. So weiss man, dass Moleküle, die in der Atmungskette der Mitochondrien sitzen, durch Frequenzen im nahen Infrarotbereich angeregt werden. Dadurch erhöht sich die Energieproduktion von Zellen (Karu, 2008; Karu, 2013). Dies wurde in einer kleinen klinischen Studie bereits genutzt, indem mittels eines Niedrig-Energie-Lasers Schilddrüsengewebe von Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion bestrahlt wurde, wodurch sich die körpereigene Hormonproduktion erhöhen lies (Höfling et al., 2012; Höfling et al., 2018).
Schilddrüsenregeneration ist also alles andere als eine Fiktion. Es gibt heute viele Beweise und Einzelfallbeschreibungen, dass mit verschiedenen Methoden das Nachwachsen von Schilddrüsengewebe beim Menschen angeregt werden kann. Bevor man solche Methoden anwendet, sollte jedoch die Ursache des Problems geklärt und beseitigt werden. Eine Autoimmunerkrankung führt ohne dass man sie gestoppt wird weiter zu einer Zerstörung. Und gerade bei der Schilddrüse können auch verschiedene Knoten vorhanden sein, die theoretisch durch Manipulationen auch zur Proliferation angeregt werden könnten, was letztendlich sogar zu einer Zellentartung führen könnte. Aus diesem Grund sollten die oben beschriebenen Methoden nur nach einer saubere Diagnostik und mit Betreuung durch einen Therapeuten angewendet werden.
Zellen können sich teilen. Die Anleitung dazu findet sich im Erbgut der Zellen. Dieses wird von jeder Mutterzelle an die Tochterzellen mitgegeben. D.h. jede Körperzelle besitzt den kompletten Bauplan, um eine neue Zelle herzustellen. Im Lauf der Entwicklung eines Körpers spezialisieren sich die Zellen und scheinen diese Fähigkeit zur Zellteilung zu verlieren. Dies liegt daran, dass ein Großteil der Erbinformation abgeschaltet wird und nur noch die Gene aktiv sind, die für eine spezielle Gewebefunktion notwendig sind. Doch die abgeschalteten Gene sind ja immer noch vorhanden. Dass sich Gewebe regenerieren kann, ist ja offensichtlich, wie man anhand von Knochen- und Hautverletzungen sehen kann, die meist auch ohne äußeres Zutun heilen können. Doch haben auch unsere inneren Organe diese Fähigkeit?
Viele Lebewesen, sogar recht weit entwickelte Tiere wie Salamander und Lurche, haben erstaunliche Regenerationsfähigkeiten, die wir Menschen anscheinend verloren haben: sie können ganze Gliedmassen, das Herz und sogar Teile des Gehirns nach einer Amputation nachwachsen lassen. Das Geheimnis liegt in Stammzellen im Restgewebe. Diese Zellen haben sich noch nicht so weit spezialisiert ("differenziert"), so dass sie sich nach einer Verletzung stark vermehren und dann das verlorene Gewebe wieder komplett ersetzen können.
Durch verschiedene Faktoren kann beim Mensch Gewebe verloren gehen - z.B. durch Unfälle, Operation oder Autoimmunerkrankungen. Es wäre natürlich schön, wenn sich das verloren gegangene Gewebe wieder selbst herstellen könnte. Dies scheint aber, wenn überhaupt, nur selten zu geschehen.
Bei einigen menschlichen Organen ist Regeneration bekannt. So kann sich die Leber nach Teilentfernung wieder relativ gut regenerieren. Dies scheint der Ursprung des Mythos von Prometheus zu sein. Wie sieht es mit der Schilddrüse aus? Nach einer Radiojod-Behandlung oder durch eine Hashimoto-Thyroiditis kommt es zu einem Gewebeverlust der Schilddrüse, womit dann ein Funktionsverlust einhergeht, der die Betroffenen dazu zwingt, lebenslang Hormonersatztherapie mit Schilddrüsenhormonen durchzuführen. Die optimale Dosisfindung ist meist ein schwieriger Prozess und es wäre wünschenswert, wenn man eine Regeneration der Schilddrüse aktiv fördern könnte. Ist das überhaupt möglich?
Tatsächlich besitzt ja nun einmal jede Schilddrüsenzelle den kompletten Bauplan. Aber kann man sie, oder auch nur spezielle Stammzellen im Restgewebe zur Regeneration stimulieren? Tatsächlich kann sich Schildrüsengewebe ja vermehren. Ein bekanntes beispiel ist der Kropf. Als Antwort auf einen Jodmangel in der Ernährung, setzen Jod-arme Schilddrüsenzellen Wachstumsfaktoren frei (z.B. IGF, EGF, TNFalpha und FGF), was zu einer Hyperproliferation (Wucherung) der Schilddrüsenfollikel führt, damit diese mehr Jod aus dem Blut einsammeln können. Jod stoppt diesen Prozess dann wieder.
Neben Wachstumsfaktoren können auch andere Stimuli zu einer vermehrten Zellteilung führen: Wärme, stärkere Durchblutung, ja sogar elektromagnetische Frequenzen können Proliferation induzieren. So wurden in der jüngsten Vergangenheit eine Reihe von Methoden ausprobiert, um Schildrüsengewebe wieder zu regenerieren. Z.B. können implantierte Stammzellen die Funktion der Schilddrüse wieder herzustellen (Antonica et al., 2017; Kurmann et al., 2015). Aber auch simple Methoden, die die Durchblutung verbessern, wie Massage und Wärme, unterstützen durch vermehrte Nährstoffzufuhr die Funktion und sogar Regeneration der Schilddrüse (Rieger, 2017).
Eine relativ ignorierte Methode, obwohl eigentlich sehr alt, ist der Einsatz von Schilddrüsenextrakten, die man aus Schweinen oder Rindern gewinnen kann. Solange Schilddrüsenhormone nicht synthetisch hergestellt werden konnten, wurde diese Extrakte als Hormonersatz eingesetzt. Während synthetische Hormone Monosubstanzen sind, findet man in den Extrakten auch andere Wachstumsfaktoren, wie die, die bei Jodmangel zu einer Hyperproliferation (dem Kropf) führen. Daher kann durch den Einsatz von Extrakten nicht nur das Hormon ersetzt werden, sondern auch Restgewebe wieder zur Proliferation angeregt werden (Goode et al., 1951).
Abschließend kann eine noch recht neue Methode, die Laserbehandlung mit infrarotem Licht erwähnt werden. Verschiedene Moleküle im Körper können mit spezifischen Frequenzen angeregt werden. So weiss man, dass Moleküle, die in der Atmungskette der Mitochondrien sitzen, durch Frequenzen im nahen Infrarotbereich angeregt werden. Dadurch erhöht sich die Energieproduktion von Zellen (Karu, 2008; Karu, 2013). Dies wurde in einer kleinen klinischen Studie bereits genutzt, indem mittels eines Niedrig-Energie-Lasers Schilddrüsengewebe von Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion bestrahlt wurde, wodurch sich die körpereigene Hormonproduktion erhöhen lies (Höfling et al., 2012; Höfling et al., 2018).
Schilddrüsenregeneration ist also alles andere als eine Fiktion. Es gibt heute viele Beweise und Einzelfallbeschreibungen, dass mit verschiedenen Methoden das Nachwachsen von Schilddrüsengewebe beim Menschen angeregt werden kann. Bevor man solche Methoden anwendet, sollte jedoch die Ursache des Problems geklärt und beseitigt werden. Eine Autoimmunerkrankung führt ohne dass man sie gestoppt wird weiter zu einer Zerstörung. Und gerade bei der Schilddrüse können auch verschiedene Knoten vorhanden sein, die theoretisch durch Manipulationen auch zur Proliferation angeregt werden könnten, was letztendlich sogar zu einer Zellentartung führen könnte. Aus diesem Grund sollten die oben beschriebenen Methoden nur nach einer saubere Diagnostik und mit Betreuung durch einen Therapeuten angewendet werden.
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