Direkt zum Hauptbereich

Krebszellen können den Warburg-Effekt kompensieren

Krebszellen benötigen besonders viel Zucker für Ihren Stoffwechsel. Das liegt hauptsächlich daran, dass ihre Mitochondrien nicht gut funktionieren. Während Mitochondrien unter Verbrauch von Sauerstoff viel Energie aus Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß herstellen könne (aerobe Atmung), sind Krebszellen auf eine Art Notstromaggregat angewiesen, die anaerobe Atmung. Diese verbrennt Zucker zur Energiegewinnung. Dies wurde bereits vor fast 100 Jahren von dem deutschen Arzt und Forscher Otto Warburg entdeckt. Für diese Entdeckung, die Warburg-Effekt genannt wird, erhielt er den Nobelpreis. Dass Krebszellen einen unbändigen Zuckerhunger haben, wird diagnostisch genutzt. Spritzt man einem Krebspatienten radioaktiven Zucker in die Blutbahn, reichert sich dieser bevorzugt in Krebszellen an, wodurch man den Primärtumor, aber auch Metastasen auffinden kann.

Krebszellen haben nun Tricks entwickelt, um sich einen Vorteil bei der Versorgung mit dem für sie wichtigen Zucker zu verschaffen. So hat eine neue Studie gezeigt, dass Krebszellen Fettzellen dazu bringen, das Molekül IGFBP1 herzustellen.
Dieses Molekül macht normales Zellen insulinresistent, ein ähnlicher Zustand wie bei Diabetes. Dadurch nehmen normale Körperzellen weniger Zucker aus dem Blut auf, und es bleibt mehr Zucker für die Krebszellen übrig.

Zusätzlich fanden die Forscher, dass in einem Leukämie-Modell sich die Darmbakterien von Versuchstieren zwischen kranken und gesunden Tieren unterschieden. Im Darm der kranken Tiere waren nur wenige Bacteroide zu finden. Diese produzieren im Darm kurzkettige Fettsäuren, die die Darmzellen ernähren. Fehlen diese speziellen Bakterien, schadet dies den Darmzellen. Diese Darmzellen stellen bei unserer Nahrungsaufnahme Incretin-Hormone her, die helfen, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu sehr steigt. Dass ist jedoch ungünstig für die Krebszelle.
Krebszellen verfügen also über 2 Mechanismen, wie sie sicherstellen können, dass sie selbst gut mit Zucker versorgt werden.

Es gibt schon seit den Arbeiten von Otto Warburg Ernährungsempfehlungen, die sagen, dass man bei einer Krebserkrankung verzichten soll, da dadurch die Krebszellen weniger gut versorgt werden. Normale Körperzellen können ja auf alternative Energieträger wie Fett umstellen. Diese neuen Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig der Zucker für Krebszellen tatsächlich ist und wie sinnvoll es wäre, davon so wenig wie möglich zu essen, um den Krebszellen die Versorgung zu kappen.




Quelle: MedicalExpress

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sind Transfette eigentlich gefährlich?

Immer wieder wird man mit Aussagen zu Fetten konfrontiert, die sich anscheinend widersprechen. Einmal sind z.B. Transfette gefährlich, ein anderes Mal eben nicht. Wie kommt es zu solchen Widersprüchen? Fette sind aus Glyzerin und Fettsäuren aufgebaut. Es gibt nun einmal nicht eine einzige trans-Fettsäure, sondern viele verschiedene. Deshalb gibt es auch verschiedene trans-Fette. Diese unterscheiden sich in der Länge (= Anzahl der Kohlenstoffatome in der Kette), aber auch in der Art und Anzahl der Verbindungen der Atome in den Fettsäureketten. Dabei können zwei Kohlenstoffatome entweder mit einer Einfach- oder einer Doppelbindung miteinander verbunden sein. Kommen in einer Fettsäure Doppelbindungen vor, spricht man von einer ungesättigten Fettsäure, die mit nur Einfachbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen heißen gesättigte Fettsäuren. Wenn eine Fettsäure eine Doppelbindung aufweist, kann diese in einer cis- oder einer trans-Anordnung vorliegen: bei cis-Anordnung (cis = diesseiti

Methylenblau

Methylenblau - gut oder böse? Methylenblau ist eigentlich ein alter Wein in neuen Schläuchen. Seit Jahren wird es immer wieder als ein Geheimtipp zur "Selbstoptimierung" gehandelt. Aber ist es wirklich ein so ungefährlicher Stoff, dass sich Laien damit selbst behandeln können? Bildquelle Methylenblau wurde zum ersten Mal 1876 von dem deutschen Chemiker Heinrich Caro aus Teer hergestellt. In die Medizin wurde die Substanz durch Paul Ehrlich eingeführt. Er verwendete den Farbstoff, um Zellen für die Mikroskopie zu färben. Dabei fand er heraus, dass sich Methylenblau in Parasiten und von Parasiten befallenen Zellen anhäuft. Daraus wurde eine Behandlungsmethode für Malaria entwickelt. Das war der Beginn der modernen Pharmakologie. Seine Wirkung entfaltet Methylenblau durch seine Fähigkeit, als Redox-Mittel zu agieren. Nimmt Methylenblau 2 Elektronen auf, wird es zum farblosen Methylenweiß. Gibt Methylenweiß zwei Elektronen ab, wird es wieder zu Methylenblau. Methyle

Long Covid und Post Vac Syndrom: Wie entstehen sie?

Long Covid und Post Vac Syndrom - Wie entstehen sie? Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich Milliarden Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert und es wurden Milliarden Menschen dagegen geimpft. Bei solch hohen Zahlen treten auch seltene Ereignisse mittlerweile gehäuft auf. Dazu gehören Long Covid und das Post Vac Syndrom. Bildquelle Bisher weiss man nicht, warum der Großteil der Infizierten, aber auch der Geimpften keine oder nur geringe Probleme hat. Es gibt jedoch Faktoren, die das Risiko für Long Covid, wie auch Post Vac Syndrom erhöhen. Dazu gehören das Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen), Alter, Übergewicht, Asthma u.a. ( Schieffer und Schieffer, 2022 ). Unter Long Covid versteht man Symptome, die auch nach mehr als 4 Wochen nach einer akuten Infektion oder Erkrankung nicht abgeklungen sind. Das RKI gibt an, dass Long Covid bei 7,5 bis 41 % der Patienten ohne Hospitalisierung auftritt. Das Post Vac Syndrom beschreibt ähnliche Symptome, die sich nach einer Impf