Direkt zum Hauptbereich

Übergewicht - sind doch nicht die Kohlenhydrate, sondern Fette schuld?

In der echten Wissenschaft, müssen Hypothesen immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden. Ohne Vorurteil. Das ist oft nicht einfach. Weil es unbequem ist. Wenn man sich endlich einmal seine Meinung gebildet hat, möchte man das nicht wieder in Fragestellen. Das ist aber falsch.
Über viele Jahre hinweg waren die Fette als der Schuldige für das immer häufiger auftretende Übergewicht identifiziert worden. Vor einigen Jahren nun schlug das Pendel um. Nicht fette, sondern die Kohlenhydrate sind die eigentliche Schuldige! Die Bücher von Gary Taubes fanden reissenden Absatz. Low Carb/High Fat der Schlüssel zum schlanken Körper. Oder nicht nur Low Carb sondern Now carb, also Keto Ernährung ist die Lösung aller Probleme.
Nun ist es trotzdem schön zu sehen, dass sich ernsthafte Wissenschaftler wagen, auch einmal gegen den (neuen) Trend zu denken. Populäre Dinge in Frage zu stellen. Gegen den Trend zu sein. Eine, den ich schon seit langen dafür bewundere ist Dr. Michael Eades. Er hat neulich auf einem Kongress eine Hypothese veröffentlicht, nach der an der Adipositas-Welle nicht die Kohlenhydrate, sondern Pflanzenfette schuld sein können. Nun ist Dr. Eades nicht gerade dafür bekannt, ein Verfechter der Fett mach fett Theorie zu sein. Immerhin ist er der Verfasser des Buches "Protein Power", in dem es darum geht, mit einer Low Carb/High Fat Diät Gewicht zu verlieren und gesund zu leben.
Er setzt aber keine Scheuklappen auf und analysiert auch heute noch. Und bei seinen Recherchen ist im aufgefallen, dass die durchschnittliche Gewichtszunahme in den letzten 50-60 Jahren parallel mit dem gesteigerten Konsum von pflanzlichen Ölen verlief. Und diese Pflanzenöle haben einen besonderen Einfluß auf die Energieherstellung in unseren Mitochondrien. Wenn Fette in einem Prozess, der beta-Oxidation genannt wird, abgebaut werden, entstehen zwei Energieträger: FADH2 und NADH. Das Verhältnis dieser beiden Moleküle unterscheidet sich nu, je nach Fettquelle. Beim Abbau gesättigter Fette, wie sie hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommen, entsteht mehr FADH2 als beim Abbau mehrfach ungesättigter pflanzlicher Öle. Je mehr FADH2 bei diesem Prozess entsteht, um so schneller wird ein Prozess gestartet, der RET (reverse electron transport) genannt wird. dabei wird der Elektronenfluss der Atmungskette in den Mitochondrien umgedreht. In der Folge kommt es dazu, dass Fettzellen das gegessene fett nicht mehr aufnehmen und es im Blut verbleibt. Daher tritt eine Sättigung ein und man isst weniger. Werden pflanzliche Öle, besonders die Linolsäure, verzehrt, kommt es nicht zum Start der RET Reaktion und Fett wird in den Fettzellen gespeichert. Ultimativ führt dies auch zum Anstieg des Viszeralfetts um die Organe, das Entzündungsmoleküle produziert. Dr. Eades wird jetzt vom Saulus zum Paulus. Weiterhin soll man nach seiner Empfehlung zu viele Kohlenhydrate meiden. Aber wenn man sie konsumiert, sollten sie mit gesättigten Fetten (z.B. Tierschmalz) zubereitet sein und nicht mit Ölen, die einen hohen Anteil von Linolensäure haben (besonders das Rapsöl, in etwas geringerem Masse Weizenkeimöl und Sonnenblumenöl). Sein Fazit:
  • Linolensäure (Linoleic Acid) fördert Adipositas
  • Gesättigte Fette schützen vor Adipositas
Der wirklich interessante (englische) Vortrag von Dr. Eades ist weiter unten verlinkt.



Quelle: Vortrag Dr. M. Eades

Bildquelle: © amira_a flickr.com

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sind Transfette eigentlich gefährlich?

Immer wieder wird man mit Aussagen zu Fetten konfrontiert, die sich anscheinend widersprechen. Einmal sind z.B. Transfette gefährlich, ein anderes Mal eben nicht. Wie kommt es zu solchen Widersprüchen? Fette sind aus Glyzerin und Fettsäuren aufgebaut. Es gibt nun einmal nicht eine einzige trans-Fettsäure, sondern viele verschiedene. Deshalb gibt es auch verschiedene trans-Fette. Diese unterscheiden sich in der Länge (= Anzahl der Kohlenstoffatome in der Kette), aber auch in der Art und Anzahl der Verbindungen der Atome in den Fettsäureketten. Dabei können zwei Kohlenstoffatome entweder mit einer Einfach- oder einer Doppelbindung miteinander verbunden sein. Kommen in einer Fettsäure Doppelbindungen vor, spricht man von einer ungesättigten Fettsäure, die mit nur Einfachbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen heißen gesättigte Fettsäuren. Wenn eine Fettsäure eine Doppelbindung aufweist, kann diese in einer cis- oder einer trans-Anordnung vorliegen: bei cis-Anordnung (cis = diesseiti

Methylenblau

Methylenblau - gut oder böse? Methylenblau ist eigentlich ein alter Wein in neuen Schläuchen. Seit Jahren wird es immer wieder als ein Geheimtipp zur "Selbstoptimierung" gehandelt. Aber ist es wirklich ein so ungefährlicher Stoff, dass sich Laien damit selbst behandeln können? Bildquelle Methylenblau wurde zum ersten Mal 1876 von dem deutschen Chemiker Heinrich Caro aus Teer hergestellt. In die Medizin wurde die Substanz durch Paul Ehrlich eingeführt. Er verwendete den Farbstoff, um Zellen für die Mikroskopie zu färben. Dabei fand er heraus, dass sich Methylenblau in Parasiten und von Parasiten befallenen Zellen anhäuft. Daraus wurde eine Behandlungsmethode für Malaria entwickelt. Das war der Beginn der modernen Pharmakologie. Seine Wirkung entfaltet Methylenblau durch seine Fähigkeit, als Redox-Mittel zu agieren. Nimmt Methylenblau 2 Elektronen auf, wird es zum farblosen Methylenweiß. Gibt Methylenweiß zwei Elektronen ab, wird es wieder zu Methylenblau. Methyle

Long Covid und Post Vac Syndrom: Wie entstehen sie?

Long Covid und Post Vac Syndrom - Wie entstehen sie? Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich Milliarden Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert und es wurden Milliarden Menschen dagegen geimpft. Bei solch hohen Zahlen treten auch seltene Ereignisse mittlerweile gehäuft auf. Dazu gehören Long Covid und das Post Vac Syndrom. Bildquelle Bisher weiss man nicht, warum der Großteil der Infizierten, aber auch der Geimpften keine oder nur geringe Probleme hat. Es gibt jedoch Faktoren, die das Risiko für Long Covid, wie auch Post Vac Syndrom erhöhen. Dazu gehören das Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen), Alter, Übergewicht, Asthma u.a. ( Schieffer und Schieffer, 2022 ). Unter Long Covid versteht man Symptome, die auch nach mehr als 4 Wochen nach einer akuten Infektion oder Erkrankung nicht abgeklungen sind. Das RKI gibt an, dass Long Covid bei 7,5 bis 41 % der Patienten ohne Hospitalisierung auftritt. Das Post Vac Syndrom beschreibt ähnliche Symptome, die sich nach einer Impf