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Probiotika: der Schuss kann auch nach hinten losgehen


Bei Darmbeschwerden werden gerne Probiotika eingenommen. Pro = Für = Gut? Oft ist die Idee, damit ein Ungleichgewicht der bestehenden Darmflora, des Mikrobioms, positiv zu beeinflussen. Ich erkläre das meinen Patienten gerne mit einem Beispiel aus der Landwirtschaft: Bevor der Bauer im Frühjahr die Saat ausbringt, wird er immer zuerst den Boden vorbereiten. Pflügen, Düngen und Bewässern. Sät man auf trockenen, unvorbereiteten Boden, weht der Wind die samen fort. So empfehlen wir auch erst dann die Einnahme von probiotischen Bakterien, wenn der Darm in einem recht guten Zustand ist und nicht, um diesen Zustand zu erreichen. In Kombination mit Präbiotika (also den Nährstoffen für die Probiotika) können diese durchaus dazu beitragen. Ansonsten werden sie jedoch recht schnell wieder ausgeschieden.
Neben dem Problem, dass sie nichts tun können, besteht jedoch sogar die Gefahr, dass sie schaden können. Eine völlig neue Erkenntnis. In einer Studie in Georgia wurde festgestellt, dass Patienten mit "Brain Fog" (Unkonzentriertheit), die Probiotika einnahmen, höhere Werte von D-Laktat im Blut aufwiesen. Das entsteht durch Fermentation aus Zuckermolekülen während der Darmpassage durch Laktobakterien, die meist einen hohen Anteil in den Probiotika darstellen. Gleichzeitig kann es zu SIBO kommen, einer Dünndarmfehlbesiedelung. Diese Probleme scheinen bei Personen, die ein gesundes Darmmilieu haben, nicht zu entstehen. Anstatt die Darmprobleme zu verbessern, können sich diese also durch Probiotika sogar verschlechtern.
Bleiben wir also beim Beispiel aus der Landwirtschaft: Erst pflügen, dann säen. Erst die Darmschleimhaut verbessern, dann neu besiedeln.

Quelle: MedicalNewsToday

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