Direkt zum Hauptbereich

Alternative Krebsbehandungsmethoden - schaden sie wirklich dem Patienten?

Alternative Krebsbehandlung - ein Thema das immer für viel Wind im Blätterwald taugt. Da wurde gerade wieder einmal eine neue Studie zu diesem Thema veröffentlicht (Johnson et al., 2018), die in der Boulevard- und Sekundärpresse aufgenommen, verdaut und wiedergegeben wurde. Doch je nach Absicht (?) oder Unkenntnis der Originaldaten, wird dann etwas daraus, was ganz anders klingt, als es die Autoren ursprünglich geschrieben haben.
Der Originaltitel heißt übersetzt: Komplementärmedizin, Ablehnung konventioneller Krebstherapien und Überleben von Patienten mit heilbaren Krebserkrankungen. Es wird also eine Gruppe von Patienten, nämlich die mit heilbarem Krebs, betrachtet. Und in dieser Gruppe wird verglichen, ob die Überlebenschancen mit Komplementärmedizin ODER "Schulmedizin" größer sind.
Im Spiegel wird aus dieser Überschrift: Wie Alternativmedizin Krebspatienten gefährdet.
Völlig unabhängig vom Inhalt und Ergebnis der Studie wird in diesem Titel schon gewertet, dass Alternativmedizin schadet und es wird verallgemeinert, dass diese Tatsache auf alle Krebspatienten zutrifft.
Gehen wir zur Originalstudie, wurden Daten von knapp 2 Millionen Patienten angeschaut, und es wurde gefunden, dass Anwender der Komplementärmedizin eine Tendenz hatten, auf konventionelle Medizin zu verzichten, und sich damit das Risiko an dem vorhandenen Krebs zu sterben etwa verdoppelt war. Wie gesagt: keine Analyse der Daten durch mich, nur eine Kommentierung, was aus der Originalpublikation zitiert wurde. In dem Fokus-Artikel wird in einem Untertitel geschrieben, was man unter Komplementärmedizin beim Fokus versteht: Homöopathie, Ayurveda, Gesundbeten.
Die Autoren der Originalstudie kommen zu dem Schluss, dass sich die Überlebenschancen wieder annähern, wenn man Anwender von Komplementärmedizin dies nicht anstatt, sondern zusätzlich zu konventioneller Medizin tun.
Also: zumindest schaden würde die Komplementärmedizin dann also mal nicht, was in der Aussage des Fokus-Artikels aber so rüberkommt.
Ich will jetzt gar nicht die wissenschaftliche Originalpublikation madig mache (Retrospektive Analysen, also Befragungen im Nachhinein; Komplementärmethoden wurden definiert als "andere-unbewiesene Methoden, die von nicht-medizinischem Personal angewandt wurden"; aus der gesamten Gruppe von knapp 2 Millionen Patienten wurden nur 258 Personen nach speziellen Kriterien für die Feinanalyse herausgewählt uvm.). Meine Erfahrung in unserer Praxis ist es, dass Patienten mit einer potentiell tödlichen Erkrankung sehr oft auf der Suche nach ZUSÄTZLICHEN Methoden sind, die ihre Überlebenschancen steigern oder auch nur Ihr Wohlbefinden verbessern. Warum sie auf der Suche nach zusätzlichen Therapien sind, sollten sich die Ärzte auch einmal fragen. Das diese Methoden, solange sie zusammen mit der konventionellen Behandlung angewandt werden, nicht schaden, evtl. sogar das Leben nicht verlängern, aber das Befinden des Patienten verbessern können, könnte durchaus auch eine Erkenntnis aus solch einer Studie sein. Aber nein: es muss natürlich wieder nur negativ zusammengefasst werden. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sind Transfette eigentlich gefährlich?

Immer wieder wird man mit Aussagen zu Fetten konfrontiert, die sich anscheinend widersprechen. Einmal sind z.B. Transfette gefährlich, ein anderes Mal eben nicht. Wie kommt es zu solchen Widersprüchen? Fette sind aus Glyzerin und Fettsäuren aufgebaut. Es gibt nun einmal nicht eine einzige trans-Fettsäure, sondern viele verschiedene. Deshalb gibt es auch verschiedene trans-Fette. Diese unterscheiden sich in der Länge (= Anzahl der Kohlenstoffatome in der Kette), aber auch in der Art und Anzahl der Verbindungen der Atome in den Fettsäureketten. Dabei können zwei Kohlenstoffatome entweder mit einer Einfach- oder einer Doppelbindung miteinander verbunden sein. Kommen in einer Fettsäure Doppelbindungen vor, spricht man von einer ungesättigten Fettsäure, die mit nur Einfachbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen heißen gesättigte Fettsäuren. Wenn eine Fettsäure eine Doppelbindung aufweist, kann diese in einer cis- oder einer trans-Anordnung vorliegen: bei cis-Anordnung (cis = diesseiti

Long Covid und Post Vac Syndrom: Wie entstehen sie?

Long Covid und Post Vac Syndrom - Wie entstehen sie? Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich Milliarden Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert und es wurden Milliarden Menschen dagegen geimpft. Bei solch hohen Zahlen treten auch seltene Ereignisse mittlerweile gehäuft auf. Dazu gehören Long Covid und das Post Vac Syndrom. Bildquelle Bisher weiss man nicht, warum der Großteil der Infizierten, aber auch der Geimpften keine oder nur geringe Probleme hat. Es gibt jedoch Faktoren, die das Risiko für Long Covid, wie auch Post Vac Syndrom erhöhen. Dazu gehören das Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen), Alter, Übergewicht, Asthma u.a. ( Schieffer und Schieffer, 2022 ). Unter Long Covid versteht man Symptome, die auch nach mehr als 4 Wochen nach einer akuten Infektion oder Erkrankung nicht abgeklungen sind. Das RKI gibt an, dass Long Covid bei 7,5 bis 41 % der Patienten ohne Hospitalisierung auftritt. Das Post Vac Syndrom beschreibt ähnliche Symptome, die sich nach einer Impf

Methylenblau

Methylenblau - gut oder böse? Methylenblau ist eigentlich ein alter Wein in neuen Schläuchen. Seit Jahren wird es immer wieder als ein Geheimtipp zur "Selbstoptimierung" gehandelt. Aber ist es wirklich ein so ungefährlicher Stoff, dass sich Laien damit selbst behandeln können? Bildquelle Methylenblau wurde zum ersten Mal 1876 von dem deutschen Chemiker Heinrich Caro aus Teer hergestellt. In die Medizin wurde die Substanz durch Paul Ehrlich eingeführt. Er verwendete den Farbstoff, um Zellen für die Mikroskopie zu färben. Dabei fand er heraus, dass sich Methylenblau in Parasiten und von Parasiten befallenen Zellen anhäuft. Daraus wurde eine Behandlungsmethode für Malaria entwickelt. Das war der Beginn der modernen Pharmakologie. Seine Wirkung entfaltet Methylenblau durch seine Fähigkeit, als Redox-Mittel zu agieren. Nimmt Methylenblau 2 Elektronen auf, wird es zum farblosen Methylenweiß. Gibt Methylenweiß zwei Elektronen ab, wird es wieder zu Methylenblau. Methyle