Direkt zum Hauptbereich

The Biggest Looser – Stress für alle Beteiligten


Die neue Staffel von „The Biggest Looser“ läuft mal wieder in SAT1 und wie immer bedeutet das Stress für alle Beteiligten: Für die Zuschauer für das Fremdschämen, wenn eine Gruppe krankhaft adipöser Menschen zur Belustigung der Zuschauer in kindischen Spielen um Punkte bzw. Gramm kämpft. Aber auch für die Teilnehmer, die schnell an ihre körperlichen Grenzen kommen und sich dabei Belastungen unterwerfen, die nicht gesund sind. Einige der Teilnehmer nehmen in kurzer Zeit sehr viel an Gewicht ab, andere nur wenig. Zum Teil wird suggeriert, das manche der Teilnehmer, die nicht viel abnehmen, sich einfach nicht genügend anstrengen. Bei einigen der Teilnehmer ist man jedoch erstaunt, dass sie trotz augenscheinlichem Befolgen der Ratschläge nur Gramm-weise an Gewicht verlieren. Dann kommt der fragende Blick der medizinischen (!) Betreuer: Wohl doch nicht genügend angestrengt, oder?

Bei dem ganzen Konzept wird überproportional viel auf Sport in Kombination mit Kalorienreduktion gesetzt. Das erscheint mir bei der Zielgruppe unangebracht. Das Durchschnittsgewicht der Teilnehmer liegt bei ca. 150 kg, bei einigen deutlich darüber. Der BMI der Teilnehmer (ob überhaupt ein wichtiger Parameter sei einmal dahingestellt) ist deutlich über 30, und damit in einem Bereich, der medizinische Betreuung notwendig macht. Trotzdem wird stark auf Sport gesetzt und das bei einer klar untrainierten Gruppe von Menschen. Wenn stark übergewichtige Personen dem Stress von kurzfristiger starker körperlicher Anstrengung ausgesetzt werden, erhöht dies die Stresshormone wie Kortisol aber auch Insulin. Stress erhöht aber auch Leptin und ILK-1 Ra, was schlecht für die Herzgesundheit ist (Brydon, 2011). Insgesamt führt dies zu einer Störung des Fettabbaus, aber auch zu einer Störung des Muskelaufbaus (Hansen et al., 2012), also der gegenteilige Effekt von dem, was man erreichen will. Bei starker Gewichtsreduktion reagiert das Hormonsystem der Niere, was zu einer starken Freisetzung von Kortisol führt (Manco et al., 2007). Durch hohe Kortisolspiegel kommt es zu einer erhöhten Einlagerung von Fett in die viszeralen Depots (internes Bauchfett um die Organe) (Anagnostis et al., 2009). Bei starkem Übergewicht wird daher empfohlen, nur gering- oder moderat-anstrengende Übungen zu machen, da stark körperliche Anstrengungen den Hormonhaushalt durcheinander bringen (McMurray and Hackney, 2005). Wassergymnastik oder Schwimmen wären also eher geeignet, da sie Gelenk- und Kreislauf-schonender sind und zusätzlich die Entstehung der schädlichen Stresshormone vermeiden helfen.

Wer in dieser Staffel also trotz Sport nicht genügend abgenommen hat, hat sich wahrscheinlich nicht zu wenig, sondern zu viel angestrengt und sollte das als Warnzeichen sehen. Man fragt sich, wer hier wirklich der Verlierer ist.

Autor: Jens
Bildquelle: © Uwe Grötzner - fotolia.com

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Methylenblau

Methylenblau - gut oder böse? Methylenblau ist eigentlich ein alter Wein in neuen Schläuchen. Seit Jahren wird es immer wieder als ein Geheimtipp zur "Selbstoptimierung" gehandelt. Aber ist es wirklich ein so ungefährlicher Stoff, dass sich Laien damit selbst behandeln können? Bildquelle Methylenblau wurde zum ersten Mal 1876 von dem deutschen Chemiker Heinrich Caro aus Teer hergestellt. In die Medizin wurde die Substanz durch Paul Ehrlich eingeführt. Er verwendete den Farbstoff, um Zellen für die Mikroskopie zu färben. Dabei fand er heraus, dass sich Methylenblau in Parasiten und von Parasiten befallenen Zellen anhäuft. Daraus wurde eine Behandlungsmethode für Malaria entwickelt. Das war der Beginn der modernen Pharmakologie. Seine Wirkung entfaltet Methylenblau durch seine Fähigkeit, als Redox-Mittel zu agieren. Nimmt Methylenblau 2 Elektronen auf, wird es zum farblosen Methylenweiß. Gibt Methylenweiß zwei Elektronen ab, wird es wieder zu Methylenblau. Methyle...

Ketose Teil 1: Die Rolle der Autophagie bei der Zellverjüngung

Ketose Teil 1: Die Rolle der Autophagie bei der Zellverjüngung Wäre es nicht toll, wenn es den sagenumwobenen Jungbrunnen tatsächlich gäbe? Man steigt alt hinein und kommt als junger Mensch wieder heraus. Tatsächlich sitzt ein solcher Jungbrunnen in unseren Körperzellen und hält uns lange fit ( Aman et al, 2021 ). Hätten wir ihn nicht, würden wir viel früher altern und sterben. Durch unseren heutigen Lebensstil schaden wir jedoch unserem Jungbrunnen. Das fatale Ergebnis: gerade wenn wir altern und ihn am meisten bräuchten, verliert er durch unser eigenes Zutun mehr und mehr an Kraft. Dieser Jungbrunnen ist die Autophagie ( Madeo et al, 2015 , Wong et al, 2015 ). Steuern können wir die Autophagie durch Ketose. Bildquelle Während des normalen Stoffwechsels fallen in unseren Zellen Endprodukte an, die uns schaden. Zusätzlich schädigt oxidativer Stress unsere zellulären Bestandteile wie z.B. Proteine und kleine Organelle innerhalb der Zellen. Diese Endprodukte und gesc...

Jod - Mehr als nur Schilddrüse

Jod zählt auf unserer Erde eher zu den selten vorkommenden Elementen. Aus diesem Grund wird auch erst seit etwa 1870 daran geforscht. Ohne Jod als solches zu kennen, ist seine Wirkung auf und seine Funktion im Körper jedoch schon länger bekannt. Schilddrüsenunterfunktion soll schon vor 3.500 Jahren mit Schafschilddrüsen-Extrakten und Asche von Meeresschwämmen behandelt worden sein. Heute ist bekannt, dass Jodmangel zu Hypothyreose und damit einem Kropf (Schilddrüsenvergrößerung) und Kretinismus (Zwergwuchs kombiniert mit neurologischen Störungen) führen kann. Damit ist klar, dass eine gute Jodversorgung nicht nur für die Schilddrüse wichtig ist. In Japan, dem Land mit der höchsten Einnahme von Jod pro Kopf, kommen Krebsarten wie Brust- und Prostatakrebs signifikant weniger als in Europa vor. Dies sind weitere indirekte Beweise, dass Jod auch für das Wohlergehen anderer Gewebe als das der Schilddrüse verantwortlich ist. Die WHO hat dies erkannt und gibt eine Tagesempfehlung von 1...