Direkt zum Hauptbereich

Was sagt uns der glykämische Index?


Kurze Antwort: Meiner Meinung nach nichts.

Da sich Wissenschaftler aber selten einig sind, gibt es auch Meinungen, dass Lebensmittel mit einem hohen GI letztendlich zu Übergewicht führen.

Längere Antwort: Im Grunde ist der Glykämische Index (GI) nur ein Wert, der sagt, wie schnell ein kohlenhydrathaltiges Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Da das zu wenig aussagekräftig war, wurde noch der Begriff der Glykämischen Last (GL) eingeführt, der neben der Art auch noch die Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate berücksichtigt. Ermittelt wurden die Werte bei Versuchspersonen, bei denen nach der Aufnahme spezifischer Kohlenhydrate der Anstieg des Blutzuckerwertes gemessen wurde. Naturgemäß ergeben sich hier bei verschiedenen Versuchspersonen große Schwankungen, was den Wert einer GI-Tabelle in Frage stellt. Wissenschaftlich ungeklärt ist ferner, wie der GI beeinflusst wird. Erwartet hatte man ursprünglich, dass kleine Moleküle (Haushaltszucker, Saccharose), den Blutzuckerspiegel schneller ansteigen lassen, als größere Moleküle (z.B. die Stärke in Weißbrot). Doch hier ist das Gegenteil der Fall. Trotzdem gibt es eine Tendenz, dass größere Moleküle einen niedrigeren GI haben, kleinere einen höheren. Die GI-Werte wurden jedoch meist nur für einzelne Lebensmittel ermittelt. Eine normale Mahlzeit besteht jedoch aus verschiedenen Lebensmitteln inkl. Fett und Protein. Der Anstieg des Blutzuckerwerts ist jedoch z.B. beim Verzehr von Protein mit Kohlenhydraten niedriger, als wenn diese Kohlenhydrate alleine gegessen würden. (Nuttall, 1984). Eine Ernährungsempfehlung anhand von GI-Werten erscheint mir daher nicht sinnvoll. Trotzdem wurden darauf aufbauend verschiedene Diäten wie die Montignac-, die Glyx- und die Logi-Diät entwickelt. Eine gerade veröffentliche Analyse von 23 Diät-Studien zeigte, dass in einigen Studien ein Gewichtsverlust mit GI/GL Diäten erreicht wurde, in den meisten jedoch nicht. Auch wenn die Rolle des GI in der Ernährungspraxis noch immer ungeklärt ist, so gibt es die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), den Verzehr von raffinierten Getreideprodukten und Süßwaren einzuschränken, den von Obst und Gemüse auszudehnen (wobei man durchaus beachten sollte, dass auch Obst Fruktose enthält). Damit macht man meiner Meinung nach bestimmt keinen Fehler, da die meisten wissenschaftlichen Studien der letzten Zeit zeigen, dass die Reduktion von Kohlenhydraten bei der Ernährung den besten Einfluß auf die Gewichtsreduktion hat. Ferner entspricht dies auch unserer Empfehlung den Zuckerkonsum einzuschränken, weil Zucker der eigentliche Dickmacher ist.

Autor: Jens
Bildquelle: © Calgary Reviews flickr.com

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sind Transfette eigentlich gefährlich?

Immer wieder wird man mit Aussagen zu Fetten konfrontiert, die sich anscheinend widersprechen. Einmal sind z.B. Transfette gefährlich, ein anderes Mal eben nicht. Wie kommt es zu solchen Widersprüchen? Fette sind aus Glyzerin und Fettsäuren aufgebaut. Es gibt nun einmal nicht eine einzige trans-Fettsäure, sondern viele verschiedene. Deshalb gibt es auch verschiedene trans-Fette. Diese unterscheiden sich in der Länge (= Anzahl der Kohlenstoffatome in der Kette), aber auch in der Art und Anzahl der Verbindungen der Atome in den Fettsäureketten. Dabei können zwei Kohlenstoffatome entweder mit einer Einfach- oder einer Doppelbindung miteinander verbunden sein. Kommen in einer Fettsäure Doppelbindungen vor, spricht man von einer ungesättigten Fettsäure, die mit nur Einfachbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen heißen gesättigte Fettsäuren. Wenn eine Fettsäure eine Doppelbindung aufweist, kann diese in einer cis- oder einer trans-Anordnung vorliegen: bei cis-Anordnung (cis = diesseiti

Methylenblau

Methylenblau - gut oder böse? Methylenblau ist eigentlich ein alter Wein in neuen Schläuchen. Seit Jahren wird es immer wieder als ein Geheimtipp zur "Selbstoptimierung" gehandelt. Aber ist es wirklich ein so ungefährlicher Stoff, dass sich Laien damit selbst behandeln können? Bildquelle Methylenblau wurde zum ersten Mal 1876 von dem deutschen Chemiker Heinrich Caro aus Teer hergestellt. In die Medizin wurde die Substanz durch Paul Ehrlich eingeführt. Er verwendete den Farbstoff, um Zellen für die Mikroskopie zu färben. Dabei fand er heraus, dass sich Methylenblau in Parasiten und von Parasiten befallenen Zellen anhäuft. Daraus wurde eine Behandlungsmethode für Malaria entwickelt. Das war der Beginn der modernen Pharmakologie. Seine Wirkung entfaltet Methylenblau durch seine Fähigkeit, als Redox-Mittel zu agieren. Nimmt Methylenblau 2 Elektronen auf, wird es zum farblosen Methylenweiß. Gibt Methylenweiß zwei Elektronen ab, wird es wieder zu Methylenblau. Methyle

Long Covid und Post Vac Syndrom: Wie entstehen sie?

Long Covid und Post Vac Syndrom - Wie entstehen sie? Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich Milliarden Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert und es wurden Milliarden Menschen dagegen geimpft. Bei solch hohen Zahlen treten auch seltene Ereignisse mittlerweile gehäuft auf. Dazu gehören Long Covid und das Post Vac Syndrom. Bildquelle Bisher weiss man nicht, warum der Großteil der Infizierten, aber auch der Geimpften keine oder nur geringe Probleme hat. Es gibt jedoch Faktoren, die das Risiko für Long Covid, wie auch Post Vac Syndrom erhöhen. Dazu gehören das Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen), Alter, Übergewicht, Asthma u.a. ( Schieffer und Schieffer, 2022 ). Unter Long Covid versteht man Symptome, die auch nach mehr als 4 Wochen nach einer akuten Infektion oder Erkrankung nicht abgeklungen sind. Das RKI gibt an, dass Long Covid bei 7,5 bis 41 % der Patienten ohne Hospitalisierung auftritt. Das Post Vac Syndrom beschreibt ähnliche Symptome, die sich nach einer Impf