Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass Vitamin D nicht nur für die Knochengesundheit von Kindern und Erwachsenen notwendig ist, sondern dass es auch das Risiko für chronische Erkrankungen inklusive Autoimmunerkrankungen, verschiedene Krebsarten und Gefäßerkrankungen reduziert (schön zusammengefasst von Prof. Michael Holick, 2009). Fast jede Zelle des Körpers hat Vitamin D Rezeptoren und dort wirkt dieses Vitamin wie ein Hormon und übt seine gesundheitsunterstützende Funktion aus. Vitamin D, so wie es in der Haut unter der Einwirkung von Sonnenlicht entsteht oder wie es durch die Nahrung aufgenommen wird, ist biologisch inaktiv und benötigt zwei chemische Umwandlungen: zuerst in der Leber zu [25-(OH) D], gefolgt von einer Umwandlung zur biologisch aktiven Form [1,25(OH)2 D] in den Nieren. Der Serum [25-(OH) D] Spiegel ist dabei das Barometer für den Vitamin D Status, da der [1,25(OH)2 D] Wert keine aussagefähige Information über den Vitamin D Zustand des Körpers liefert. Die meisten Experten stimmen überein, dass der [25-(OH) D] Wert <20 ng/ml nicht unterschreiten sollte. Das Ziel sollte jedoch nach der Meinung von Prof. Hollick sein, Werte von mindestens > 30 ng/ml im Serum zu erreichen, optimalerer Weise, und da wird er von anderen Wissenschaftlern unterstützt (Cannell und Hollis, 2008) sollten die Werte mindestens zwischen 40 – 70 ng/ml liegen (manchmal wird dieser Wert in nnmol/ml angegeben, dann muss man ihn durch 2,5 dividieren, um auf die ng/ml Werte zu kommen). Unsere Erfahrung im Bereich der Ernährungsberatung zeigt, dass 90% der von uns Beratenen unter dem von Prof. Hollick empfohlenen Mindestwert von 30 ng/ml liegen, und fast niemand über 50 ng/ml aufweist. Es wurde lange angenommen, dass eine ausgewogene Ernährung, oder das Leben in der Nähe des Äquators (Sonnenexposition) ausreichen würde, um eine ausreichende Vitamin D Versorgung zu erreichen (Holick, 2008). Es hat sich aber gezeigt, dass man, falls man nicht ausreichend der Sonne ausgesetzt ist, mindestens 1.000 IU pro Tag Vitamin D zu sich nehmen sollte, um eine ausreichende Menge Vitamin D im Serum zu haben. Nur wenige natürliche Nahrungsmittel enthalten Vitamin D: Dorschleber und ölhaltige Fische wie Makrele und Sardine sind die besten Quellen. Wenn man diese Fische 3 bis 4-mal pro Woche essen würde, würde dies genügen (wer tut dies?). Durch die Verwendung von Sonnenschutzcreme mit dem SPF 15 zum Schutz vor Hautkrebs wird die Produktion von Vitamin D3 um 99% reduziert (Matsuoka et al., 1987). Besonders ältere Personen (MacLaughlin and Holick, 1985), haben eine reduzierte Vitamin D Synthese. Zu beachten ist ferner, dass bei Vitamin D Mangel der Darm nur ca. 30% des Vitamins (Holick, 1996) aus der Nahrung aufnehmen kann. Die Gabe von Calcium zum Vorbeugen von Osteoporose ohne sicherzustellen, dass der Vitamin D Wert hoch genug ist, wäre also unsinnig. Fettsucht geht oft einher mit Vitamin D Unterversorgung (Wortsman et al., 2000). Das Vitamin D, welches durch die Nahrung aufgenommen wird, wird durch das Körperfett absorbiert, da es fettlöslich und dann nicht mehr verfügbar ist.
Wann ist also eine Ergänzung sinnvoll? Zuerst sollte man also seinen [25-(OH) D] Spiegel messen lassen. Manche Hausärzte werden diesen Wunsch belächeln, andere sogar für unsinnig halten. Lasst Euch nicht abwimmeln! Unsere Erfahrung zeigt, dass die meisten Ärzte, nachdem die niedrigen Vitamin D Werte vorliegen, doch einsehen, dass gehandelt werden sollte. Besonders ältere Personen, Personen mit hohem Körperfettanteil und Personen mit geringer Sonnenexposition (Bürojobs) werden mit hoher Wahrscheinlichkeit geringe [25-(OH) D] Werte aufweisen, aber besonders in der Winterzeit ohne Sonnenexposition werden wohl viele Personen von einer Ergänzung profitieren.
Eine äußerst informative und unterhaltsame Vorlesung über Vitamin D von Prof. Hollick findet man in englischer Sprache unter folgendem Link:
Vitamin D and the Prevention of Chronic Disease
Bildquelle: ©lloydcrew flickr.com
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