In jüngster Zeit gibt es immer wieder Berichte, dass Kokosöl gegen Übergewicht helfen kann. Zuerst ist es wichtig zu verstehen, dass es verschiedene Sorten von Kokosöl gibt. Natives Kokosnussöl besitzt einen niedrigen Schmelzpunkt (knapp über normaler Raumtemperatur), aber einen relativ hohen Rauchpunkt (bei etwa 200°C je nach Reinheit). Man darf es nicht mit dem raffinierten Kokosöl verwechseln, welches gehärtet, gebleicht und desodoriert wird, um den Schmelzpunkt zu erhöhen, damit man es besser in Riegelform als Frittierfett verkaufen kann. Dieses raffinierte Fett enthält durch die Behandlung u.a. langkettige, gesättigte Fettsäuren, die im Verdacht stehen, den Cholesterinspiegel zu erhöhen und Transfette. Während des Härtungsprozesses verschwindet u.a. das vorher enthaltene Vitamin E. Das native Kokosnussöl eignet sich wegen seiner Thermostabilität hervorragend zum Braten und hat nur einen geringen Eigengeschmack.
Kokosöl besteht hauptsächlich aus Triglyzeriden, wo an ein Glyzerinmolekül drei mittelkettige (middle chain triglycerides, MCTs) Fettsäuren gebunden sind, die 8 oder 10 Kohlenstoffatome lang sind. Diese relativ kurzen Fettsäuren sind wasserlöslicher als langkettige Fettsäuren (long chain triglycerides, LCTs) und benötigen bei der Verdauung nur geringe Mengen an Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse und keine Gallensäure, weshalb MCTs gerne bei Erkrankungen mit Fettstoffwechselstörungen eingesetzt werden. Im Magendarmtrakt werden sie schnell gespalten und leicht aufgenommen. Durch diese Art der Aufnahme durch die Darmzellen gelangen die MCTs nicht wie LCTs über die Lymphe in den großen Blutkreislauf und erhöhen nicht den Blutfettspiegel. Sie gelangen nach der Aufnahme direkt über die Pfortader in die Leber, wo durch sie durch oxidativen Abbau zur Energiegewinnung dienen (Takeuchi et al., 2008). Durch ihre Struktur werden MCTs vom Körper nicht als Fettgewebe gespeichert und dienen primär als direkter Energielieferant.
Aus diesem Grund werden sie gerne in Sportlerkreisen konsumiert. In Rattenversuchen konnten MCTs in Kombination mit körperlicher Anstrengung den Körperfettanteil reduzieren, weil mehr Energie verbraucht wurde (Ooyama et al. 2008). Bei Freizeitsportlern führten MCTs zu einer Reduktion der Blutlaktatwerte und es dauerte länger, bis ein Erschöpfungszustand eintrat. Vermutlich lag das daran, dass MCT-haltige Nahrung dazu führt, dass eher Fett als Kohlenhydrate als Energiequelle genutzt werden (Nosaka et al., 2009). Andere Studien konnten nach MCT-Zufuhr keine Verbesserung bei der körperlichen Leistungsfähigkeit bei Hochleistungssportlern zeigen (Horowitz et al., 2000; Goedecke et al. 2005; Clegg 2010).
In Hinblick des Nutzen bei der Gewichtsreduktion haben MCT-haltige Fette im Vergleich zu LCT-haltigen Fetten zwar einen etwas geringeren Brennwert (8,3 kcal/g vs. 9,3 kcal/g). Dies wird bei der Ernährung jedoch nur einen geringen Einfluß haben, zumal meist nicht zu 100% MCTs oder LCTs konsumiert werden. Zumindest scheinen MCTs kurzfristig ein etwas höheres Sättigungsgefühl auszulösen als LCTs (Van Wymelbeke et al., 1998). Ein Wundermittel zum Abnehmen ist auch das native Kokosöl nicht. Seine physikalischen Eigenschaften machen es jedoch zu einem idealen Bratfett, und seine biologischen Eigenschaften helfen zumindest zusammen mit Sport, dass Fett als Energiequelle genutzt wird und nicht in den Depots landet.
Unabhängig von der bisher beschriebenen Wirkung sind MCTs aus Kokosnüssen entzündungshemmend (Intahphuak et al., 2010; Zakaria et al., 2011). Da übergewichtige Personen oft erhöhte Entzündungswerte haben, ist diese Wirkung alleine wahrscheinlich schon die Empfehlung wert, natives Kokosöl auf den Speiseplan zu setzen.
Bildquelle: © SingChan flickr.com
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