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Benötigen wir eigentlich Multivitamin-Präparate?


Zu diesem Thema gibt es sehr unterschiedliche Meinungen, die nicht immer mit belastbaren Argumenten unterstützt werden. Fakt ist, dass durchschnittlich gesehen jeder fünfte Deutsche wöchentlich mindestens einmal (Mensink und Ströbel, 1999) und schon jeder zweite Amerikaner regelmäßig ein Mineralstoff- oder Vitaminpräparat zu sich nimmt (NIH Conference Statement, 2006). Es scheint so zu sein, dass viele nicht mehr überzeugt sind, dass unsere Nahrung all das enthält, was wir von ihr erwarten.

Ist diese Furcht begründet? Da gibt es Bedenken, was die Qualität der Nahrung betrifft, wie auch Befürchtungen, was die Quantität der Inhaltsstoffe betrifft. Von Verfechtern der Einnahme von Nahrungsergänzung wird immer wieder behauptet, dass unsere heutigen Obst- und Gemüsesorten einen geringeren Vitamingehalt hätten, als früher, was u.a. auf die ausgelaugten Böden und schlechtere Sorten zurückzuführen ist. Jedoch ist eine oft zitierte Quelle in Ihrer Darstellung fragwürdig, und Messmethoden von früher sehr schlecht mit heutigen Techniken vergleichbar. Ein Vergleich heutiger Obstsorten zeigt, dass unterschiedliche Arten eine sehr hohe Varianz der Inhaltstoffe haben. Und ein Vergleich von biologisch angebauten oder konventionell erzeugten Nahrungsmitteln zeigt keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Inhaltsstoffe (Bourn und Prescott, 2002). Ein Vergleich alter mit neuen Daten ist einfach technisch bedingt fragwürdig. Institute wie die DEG (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) raten schon seit jeher von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln für Gesunde ab. Aber gerade hier sollte man die Aussagen genauer betrachten. Als Ausnahmen werden besonders die Supplementierung mit Folsäure bei Frauen mit Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft und die Supplementierung mit Vitamin D bei Säuglingen genannt. Unsere persönliche Erfahrung bei der Betreuung von Personen im Gewichtsmanagement zeigt, dass die Blutanalyse auf Vitamin D 25-OH bei 95% der Untersuchten deutlich unter dem Grenzwert liegende Mengen ergibt. Vitamine sind schon per Definition essentiell, d.h. lebensnotwendig und müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Die DEG empfiehlt den Konsum von 5 Portionen Obst und Gemüse täglich, dann ist die Ergänzung mit Vitamin-Präparaten überflüssig. Diese Menge gilt für Normalgewicht und sollte bei Übergewicht entsprechend höher sein. Genau hier sehen wir das Problem. Wer isst tatsächlich diese am Tag geforderten Mengen? Hier ist unsere persönliche Meinung: Wenn man regelmäßig die empfohlene Menge Obst und Gemüse (deren Menge übrigens in den letzten Jahren immer wieder erhöht wurde) isst, hat man keine Notwendigkeit, zusätzlich Vitamine oder Mineralstoffe zu ergänzen. Die meisten Obst- und Gemüsesorten werden wahrscheinlich, wenn sie nicht überlagert sind, genügend Inhaltsstoffe besitzen. Aber die meisten Menschen essen einfach nicht die geforderte Menge! Viele unserer Kunden haben erhöhte CRP Werte oder Homocysteinspiegel, die auf eine Unterversorgung mit Vitamin C bzw. Vitamin B schließen lässt.

Unsere Empfehlung ist daher, sich das Blut untersuchen zu lassen. Biochemische Fakten sprechen für sich. Sind Grenzwerte für Vitamin D unter- bzw. für CRP oder Homocystein überschritten, scheint etwas zu fehlen. Wer andererseits weiß, dass er die Empfehlungen, was den Konsum von Obst- und Gemüse betrifft, nicht umsetzt, wird mit der Einnahme von Multivitaminpräparaten eher auf der sicheren Seite sein, was seine Grundversorgung betrifft. Unsere Empfehlung ist dabei die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln aus natürlichen Quellen, da wir denken, dass deren Bioverfügbarkeit optimaler als bei synthetischen Produkten ist, wobei die Qualität des Produktes wichtig für dessen Funktion ist (Yetley, 2007).

Autor: Jens
Bildquelle: © tampa bay informer flickr.com

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